Hans-Joachim Ellerbrock

Der Fotograf Hans-Joachim Ellerbrock, geboren in Wilhelmsburg / Hamburg, begann seine Karriere im Bereich der dokumentarischen Fotografie. Nach dem Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg arbeitete er über viele Jahre für bekannte deutsche und internationale Magazine wie Stern, Geo, National Geographic, Merian und New York Times Magazine.

Die besondere Qualität seiner Bilder und die Charakteristik seiner Bildsprache hängt unmittelbar zusammen mit dem konsequenten Purismus, den Joachim Ellerbrock in seinen Arbeiten als Straßenfotograf verfolgt und der es nicht zulässt, ein Bild zu stellen oder zu manipulieren. In seinem fotografischen Werk gelingt Joachim Ellerbrock der seltene Brückenschlag von der reinen Straßenfotografie zum völlig freien Umgang mit den gestalterischen Mitteln des Mediums, vom strengen Purismus zur artistischen Bildkomposition.

In allen Werkphasen ist dieser Künstler besonders am Fragmentarischen interessiert, an den Brüchen in der Wirklichkeit oder an der Magie des Moments und an der Kultur der Flüchtigkeit. Immer drückt sich in den Arbeiten von Joachim Ellerbrock die besondere Ahnung für den einen Augenblick aus. In die Fotografie, die scheinbar still steht, tritt so die Dimension der Zeit, manchmal auch der unwiederbringlichen und der verlorenen Zeit.

Streuner oder Flaneur?

Im Herumschweifen mögen sich diese beiden Charaktere ähneln, ihre Voraussetzungen unterscheiden sich.

Den Streuner umgibt etwas Heimatloses, Vertriebenes. Sein Herumziehen ist geprägt von Notwendigkeiten, wie sie sich aus Existenzfragen ergeben. Etwas Unstillbares durchdringt das Wesen, etwas ewig Hungriges. Etwas dauernd zu kurz Gekommenes.

Der Flaneur ist nicht hungrig. Unstillbar vielleicht. Er ist auf ein gewisses „Mehr“ ausgerichtet, bereit und fähig den Augenblick des Genusses anzustreben, zu erkennen und ihm etwas abzugewinnen.

Er mag planlos treiben, aber das Ziel ist Lustgewinn und Verfeinerung, das Durchmessen einer gewissen Tiefe. Das Einsaugen von Wirklichkeit.

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So scheint die Wahl, worunter sich der Fotograf verortet fast klar, wer möchte nicht lieber Flaneur sein als Streuner?

Der Flaneur, der Sättigungsbeilagen verschmäht und sich der Haute Cuisine verbunden fühlt ist nett angezogen, ja, eine gewisse Eleganz im Wohlstand ist ihm nicht fremd.

Der Streuner nimmt es, wie es kommt. Er muss beweglich sein und das Zweckmäßige ist ihm näher als das Ästhetische. Am Ende des Tages hat er wieder überlebt.

Und wohin führt uns das? Der Straßenfotograf ist sich darüber im Klaren, das sein Anliegen aus beiden Wesensarten genährt wird. Er muss den Spagat zwischen diesen beiden Welten immer wieder versuchen, denn die Straße ist ein rauer Ort, wenn man sich nicht auf die Boulevards beschränkt und natürlich ist sie das Leben selbst.

Diese Allegorie erfährt einen markanten Zusatzaspekt, wenn die Kamera ins Spiel kommt. Sie ist das Trennende und Verbindende und kann beides gleichzeitig sein. Dem Streuner wird das trennend aggressive näher sein, dem Flaneur der gereifte Frieden.

Und mancher Fotograf, der sich der Dokumentation vom Lebenskampf verschrieben hat, mag die Kamera gar als Schutz zwischen sich und einer nahezu unbeschreiblichen Wirklichkeit empfinden.

Der Kampf ist nicht das Einzige, was die Straße ausmacht. Es ist ebenso Lebensfreude, Vitalität, Gleichgültigkeit und es ist die Konzentration der Unsummen in die Pracht der Macht.

Ein Fotograf wird versuchen, die sich aus seinen Erfahrungen und Erlebnissen ergebende Quersumme in Botschaften entlang seiner eigenen Erkenntnisse zu verdichten. Denn dort liegen seine Fähigkeiten. Keine einfache Aufgabe in einer Welt, in der die Bildbotschaft ein kurzlebiges, löschbares Produkt geworden ist.

Dennoch bleibt die Fotografie ein geeignetes Mittel, um Gesellschaften zu bespiegeln.
Für mich bleiben Fotos wirksam, wenn sie wie ein kraftvolles, eindringliches Wort in einem schönen Gedicht sind – und die richtig guten Bilder sind sogar das Gedicht selbst.

HJ Ellerbrock

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Hans-Joachim Ellerbrock
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